Es sind großformatige Gesichter von Menschen, in die der Stadtdurchschreitende blickt, die aus der Unsichtbarkeit ihrer Unterbringungen an ungewöhnlichen Orten in der Stadt an etlichen Gebäude- und Baustellenfassaden auftauchen und sich aus der Abstraktion des bloßen Begriffes »Flüchtling« lösen. Sie erzählen von einem »Fremdsein unter Fremden«. NEW CITIZENS ist der Titel der jüngsten Portraitserie des Künstlers Vitus Saloshanka und zugleich der Name eines Ausstellungsprojektes im öffentlichen Raum in Stadt Frankfurt. Für NEW CITIZENS portraitierte der Künstler über ein Jahr Geflüchtete in einem Wohnwagenstellplatz am Rebstockbad einzeln, um sie im öffentlichen Raum ausstellen zu können. Zusammen mit Juliane von Herz Advisory entwickelte Faktory aus der Serie eine mehrwöchige urbanen Schau in Frankfurt auf Gebäuden- und Baustellenfassaden im Sinne einer Portraitgalerie. Begleitet wurde es von einem umfangreichen Programm, das vom öffentlichen Konzert über politische Debatten, Filmprogramm bis hin zu einem NEW CITIZENS Club-Abend im AMP reichte.
Der Titel der Werkgruppe zielt mitten ins politische Spannungsfeld der aktuellen Flüchtlingsdebatte. Es wurden andere Bilder gezeigt als die bekannten, durch die Medien unendlich reproduzierten: Keine Flucht, keine anonymen Gruppen, keine Gegenwartskrisenbilder. Mit der plötzlichen Sichtbarkeit der Menschen, die längst die Stadt mit bewohnen, taucht unweigerlich die Frage auf, die schon Hannah Arendt stellte und die im Rahmen des Begleitprogrammes bei einer Podiumsdiskussion kritisch diskutiert wurde: Wem wird welches Menschenrecht zuteil und gibt es eines für alle, oder mehrere für manche? Wer ist nur Bewohner, wer Bürger einer Stadt, wie erwirbt man Bürgerrecht? Saloshankas Portraits, feiern das Individuum und zugleich seine vor allem herkunftsunabhängige und unantastbare Würde.
“I wanted to look at people as human beings, to present them as individuals first.” (Vitus Saloshanka)
„NEW CITIZENS seeks to spread a discourse of understanding and welcoming cultural differences within urban development processes of Frankfurt.“ (Aileen Treusch)
NEW CITIZENS –
Portraits von Vitus Saloshanka im Stadtraum Frankfurt
30. April – 18. Juni 2017
Frankfurt am Main
cooperation with Vitus Saloshanka and Juliane von Herz
- SPONSORS
EKHN Stiftung
Kulturfonds RheinMain
Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main
Groß & Partner
OFB, German Estate Group
DIC Asset AG
Pecan Development
CA Immobilien Anlagen AG - INSTALLATION AND TECHNICAL SUPPORT
Martincolor GmbH
Imagine Structure GmbH
Kompetenz im Seil - COOPERATIONS
AMP Yourself GmbH
LITERATURHAUS Frankfurt
DresdenFrankfurt Dance Company
SCHAUT! Ausstellungsraum
FRANKFURT HILFT! Evangelische Hoffnungsgemeinde
Dreifaltigkeitsgemeinde
Kuhwaldviertel Evangelische Gemeinde
Margarete Restaurant (NM57)
Lichterfilmkultur e.V.
Familie Najman
all images shown on this page by Vitus Saloshanka
Exhibition Design by studio069
download all exhibition views and the full program here
a website was created only for this project.
PRESS REVIEWS
„This spring in Frankfurt, Germany, large-scale portraits of refugees drape over the faces of multi-story buildings, old and new, as part of a public art project by photographer Vitus Saloshanka called New Citizens. His subjects come from Syria, Afghanistan, Iraq, Iran and Eritrea and have fled their countries to seek asylum and a new life in Europe. The show’s title and intimate, close-up photographs are optimistic, boldly welcoming new faces into the fold of German society, but the reality leans toward ironic: Saloshanka’s subjects are not yet citizens. Many are still unsure of their fate in Germany or elsewhere. They are currently housed in a camp on the outskirts of Frankfurt in a series of mobile homes, where some have lived in limbo for over a year and a half.“ (Clare Shearer, Issue Magazine)
„Wegschauen, ignorieren ist nicht mehr möglich. Sie werden gesehen in unsere Mitte geholt. Es ist ein merkwürdiger Blick, den die Bildnisse erlauben, eine erste Begegnung mit den neuen Nachbarn, ein Beäugen auf Abstand – und doch mit Würde und Stolz.“ (BLAU Kunstmagazin, Mai 2017)